Welche Auswirkungen haben chronische Erkrankungen am Arbeitsplatz?
Im Rahmen des Projekts „Chronische Erkrankungen am Arbeitsplatz“ wurde vom 1. Dezember 2017 bis15. März 2018 eine Online-Befragung durchgeführt. An dieser nahmen insgesamt 1.280 Menschen teil, die mindestens eine chronische Erkrankung hatten, volljährig waren und schon einmal einer bezahlten Tätigkeit nachgegangen sind. In diesem Artikel soll berichtet werden, welche Auswirkungen die chronische Erkrankung auf die Arbeit der Befragten hatte.
Von den insgesamt 1.280 Menschen, die bei der Online-Befragung mitgemacht haben, waren ein Großteil (71,8 %) Frauen, 27,9 % Männer und 0,2 % Trans*, Inter* und Andere. Der Großteil der befragten war im Alter von 50 bis 59 Jahren. In diesem Alter werden häufiger neue Diagnosen gestellt oder bestehende chronische Erkrankungen wirken sich deutlicher aus, was ein Grund für das große Interesse in dieser Altersgruppe sein könnte.
Die Teilnehmer*innen waren sehr gebildet: 59,8 % hatten (Fach-)Abitur, 30,4 % einen Realschulabschluss, 7,9 % einen Hauptschulabschluss, nur ganz wenige hatten keinen Schulabschluss (0,1 %) und 1,9 % antworteten „Sonstiges“. Auch die berufliche Ausbildung war sehr gut: 40,8 % hatten studiert, entweder an einer Fachhochschule oder einer Universität, 51,3 % verfügten über eine abgeschlossene Ausbildung, nur 3,3 % hatten keine Berufsausbildung und 4,6 % antworteten „Sonstiges“.
Von den Teilnehmenden hatten nach eigenen Angaben 533 eine Form von Rheuma, 447 Multiple Sklerose, 128 waren HIV-positiv und 207 hatten keines dieser Krankheitsbilder. Es gab einige Überschneidungen: So hatten insgesamt 51,9 % der Befragten mehrere chronische Erkrankungen.
Im Durchschnitt waren die Teilnehmenden schon seit 12,5 Jahren chronisch erkrankt. 47,4 % der Teilnehmenden waren schwerbehindert mit einem Grad der Behinderung von 50 oder mehr und 10,1 % waren Schwerbehinderten gleichgestellt, hatten also einen Grad der Behinderung von 30 oder 40 und eine Gleichstellung bei der Agentur für Arbeit beantragt.
Von denen, die zum Zeitpunkt der Befragung nicht erwerbstätig waren, gaben 71,3 % an, dass die Erkrankung der Grund dafür sei. Bei 17,7 % spielten auch noch andere Gründe mit hinein, und bei 11,0 % waren es nur andere Gründe. Eine chronische Erkrankung könnte also dazu führen, dass längere Zeiten ohne Arbeit erlebt werden oder die Berufstätigkeit ganz aufgegeben werden muss.
Trotzdem berichteten etwa drei Viertel (74,2 %) derjenigen, die noch erwerbstätig waren, dass sie mit ihrem aktuellen Arbeitsplatz eher oder sehr zufrieden sind. Arbeitszufriedenheit ist eine wichtige Grundvoraussetzung, um weiterhin erwerbstätig sein zu können. Weiterhin empfanden 60,5 %, dass ihre Arbeitsfähigkeit in Bezug auf die Anforderungen ihrer Arbeit eher gut oder sehr gut ist.
Die Offenlegung der Erkrankung am Arbeitsplatz ist ein sehr sensibles Thema. In unserer Umfrage gingen die Befragten am Arbeitsplatz generell sehr offen mit ihrer Erkrankung um. Etwa neun von zehn Befragten (89 %) hatten mit Personen am Arbeitsplatz über ihre Erkrankung gesprochen. Die meisten haben mit direkten Vorgesetzten sowie mit Kolleg*innen gesprochen (68,7 % bzw. 69,5 %).
Etwa 13 % haben mit einer anderen Person gesprochen, und etwa 21 % sind mit verschiedenen chronischen Erkrankungen unterschiedlich umgegangen. Diese Ergebnisse zeigen, dass viele chronisch erkrankte Menschen eher mit Menschen sprechen, zu denen ein besonderes Vertrauensverhältnis besteht, und die unmittelbar von ggf. notwendigen Veränderungen der Arbeit betroffen sind.